Seniorenzentrum Wier, Ebnat-Kappel

In der Tradition alpiner Kurhäuser zeigt sich das Pflegeheim in Volumetrie, Gestaltung und Materialität als stolzes öffentliches Gebäude am Hang über dem Dorfzentrum. Ein intelligentes Konstruktions- und Brandschutzkonzept ermöglicht einen wirtschaftlichen Beherbergungsbetrieb mit tragenden Holzstützen und sichtbaren Holzdecken. Von der Tragstruktur über die Fassade bis zum Vorhangbrett schafft gemeindeeigenes Holz Wohnlichkeit und Identität. Heimat.

Leicht erhöht über dem Tal knüpft das Pflegeheim in seiner Volumetrie, seiner Gestaltung und Materialität an traditionelle Hotelbauten in den Alpen an. Vier zueinander verschobene Zimmertrakte bilden den Baukörper und formulieren im Inneren attraktive, sich öffnende und schliessende Gemeinschafts- und Erschliessungsräume. Die beiden Erschliessungskerne sind in Beton ausgeführt, während die Zimmertrakte und die Tragstruktur aus lokalem Holz erstellt wurden. Die Holzfassade steht auf einem massiven, leicht überhöhten Sockel und wird mit einem markanten Dachvorsprung nach oben gefasst. Grosse Loggien und eine dem Speisesaal vorgelagerte Sonnenterrasse lassen an das luxuriöse Leben in Sanatorien anfangs des letzten Jahrhunderts erinnern.

Die vier identischen orthogonalen Zimmereinheiten wurden als wirtschaftlicher Holzelementbau mit hoher Vorfertigung geplant. Massive Holzstützen tragen die Betondecken der dazwischen gespannten «fliessenden» Gemeinschafts- und Erschliessungsräume und die des öffentlichen Erdgeschosses. Die Tragstruktur aus Holz prägt die Innenräume über alle Geschosse gestalterisch und atmosphärisch. Sie wird durch präzise Ausbauelemente in Holz zur Einheit ergänzt und durch präzisen Farbeinsatz kontrastiert und bewusst in Szene gesetzt.

Von der Tragstruktur bis zum Vorhangbrett kam einheimisches Holz zum Einsatz. Der Holzschlag im gemeindeeigenem Wald wurde vorgezogen ausgeschrieben. Die Holzlieferung bildete die Bedingung für die öffentliche Submission Montagebau in Holz und der Schreinerarbeiten. Die Wertschöpfung bleibt in der Region. Die Identifikation mit dem Gebäude wird sichtbar.

Der äusserst pragmatische und kostenbewusste Umgang mit der Kombination «Massivbau – Holzbau» in Bezug auf Brandschutz, Kosten, Termine ermöglichte die Realisierung des Pflegeheims mit im Verhältnis günstigen Gesamtkosten. Durch den Einsatz der Holzbauweise konnte in den komplizierten Baugrundverhältnissen u.a. die Fundierung und der Massivbau optimiert werden. Das Gebäude verspricht langfristige Flexibilität, da die Steigzonen der Bewohnerzimmer in der Ebene der vertikalen Tragstruktur angeordnet sind und sämtliche Zimmerwände nicht tragen.

Seniorenzentum Wier

Typologie: Pflegeheim mit 94 Pflegeplätzen, einschliesslich einer geschützten Wohngruppe sowie öffentlichen Nutzungen
Ort: Ebnat-Kappel
Bauherrschaft: Gemeinde Ebnat-Kappel
Wettbewerb 2016, 1. Preis
Planung und Ausführung: 2017-2023

Zusammenarbeit: mit Zach+Zünd Architekten als Planergemeinschaft Wier
Landschaftsarchitektur: Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau
Bauingenieur und Holzbauingenieur: Jauslin Stebler AG und Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG
Fotos: Seraina Wirz